Kulturwissenschaften haben vor einiger Zeit ihr Interesse dafür entdeckt, wie sich in Reisebeschreibungen ein historischer Wandel von Raumwahrnehmung manifestiert. Bildung durch Reisen bedeutet einerseits, dass diese Reisenden ihre Erfahrung an bestimmten, kulturell verfestigten Mustern orientieren, andererseits erheben sie schon bald den Anspruch, die Reiseerfahrung „des Fremden“ nicht einfach aus einem angelesenen, „orientalistischen“ Vorurteil zu konstruieren, sondern „authentisch“ zu erleben. Die Reisenden orientieren sich innerhalb einer sich schnell wandelnden Realität ebenso wie in einer schnell wachsenden Bibliothek - und diese beiden Orientierungen vermischen sich in der Art, in der sie ihre Reiseerlebnisse imaginieren und schildern. Die Analyse einer solchen Thematik verlangt sowohl narratologische wie auch kulturwissenschaftliche Konzepte; sie beschreibt Probleme interkultureller Begegnung. Das sind die Voraussetzungen, unter denen dieser Band seinen Blick auf einen Raum richtet, der die einschlägige Forschung bisher noch weniger interessiert hat. Die hier beschriebenen Reisen gehen von Zentraleuropa aus, sie bewegen sich durch den zentraleuropäischen Raum oder suchen in ihm ihr Ziel.