Kommunikationsmedien bilden in Ingeborg Bachmanns Prosa der Sechziger- und Siebzigerjahre ein durchgängiges Motiv. Ihre motivische Einflechtung in das Bachmann’sche Spätwerk prägt dessen Identität und hebt es von den Texten früherer Schaffensperioden ab. Als poetischer Mediendiskurs ist dieser Motivkomplex ein wichtiges Element dichterischer Selbstreflexion: Seine Analyse erschließt die Selbstpositionierung Bachmanns und ihres Werkes. Dennoch ist er in der Forschung bis jetzt weitgehend unbeachtet geblieben.
Sayaka Okis Untersuchung widmet sich nun detailliert dem Motivkomplex der Kommunikationsmedien in wichtigen Texten des Bachmann’schen Spätwerks: „Simultan“, „Malina“ und „Das Buch Franza“. Oki zeigt, wie dieser Mediendiskurs bei Bachmann mit einer im Hysterie-Diskurs der Psychoanalyse verwurzelten, hierarchisch angelegten Geschlechterdichotomie verflochten ist. Bachmanns Texte unterminieren diese hierarchische Struktur und legen dadurch ein produktives Potenzial der geschlechtlichen Differenz offen. Das Bewusstsein dieses Potenzials bildet bei Bachmann ein wesentliches Merkmal weiblichen Erzählens.