Das 'Peckham-Experiment', 1935 bis 1950 durchgeführt im 'Pioneer Health Centre' in London, gehört zu den wichtigsten Sozialexperimenten der Moderne. Die Nutzer eines architektonisch hochinnovativen Familien- und Gesundheitszentrums wurden aufgefordert, ihre Aktivitäten selbstständig zu wählen und zu organisieren – und dabei von Ärzten beobachtet. Der Autor analysiert in wissenschafts- und mikrogeschichtlicher Perspektive, wie im Peckham-Experiment holistische biologisch-medizinische Theorien der Zwischenkriegszeit auf die Lebenswelt der Londoner Bevölkerung trafen. Er rekonstruiert eine von komplexen Sinnstiftungen geprägte Laborsituation, die ein Wissen über die Selbstorganisationskraft menschlicher Gruppen generierte, das global diskutiert wurde – und wird. Das Buch ist zugleich eine Fallstudie zur 'Experimentalisierung der Selbstverantwortung' im 20. Jahrhundert, die ein neues Licht auf die Macht- und Selbstverhältnisse der Gegenwart wirft.