Die Herrschaftspraxis Kaiser Karls IV. (1346-1378) war tief von religiösen Aspekten geprägt. Dahinter verbarg sich keineswegs nur persönliche Frömmigkeit, sondern - so die These des Buches - ein dynamisches, auf Auserwählungsbewusstsein basierendes Herrschaftskonzept. Gezielt und mit Unterstützung der Kirche überschritt der Herrscher die Grenzen, die ihm als Laien gegeben waren. In der Folge entstand in Prag ein sakraler Mittelpunkt des Heiligen Römischen Reiches, nur mit Rom oder Paris vergleichbar, der für die auch auf Heilsvermittlung basierende Herrschaft des Luxemburgers konstitutiv war. Die Zeitgenossen werteten dies überwiegend positiv, ja sogar Nachahmung durch andere Reichsfürsten ist zu verzeichnen. Und doch deutete sich Widerstand gegen diese konventionellen Frömmigkeitsformen bereits zu Lebzeiten Karls IV. an.