Wenn eine auf den ersten Blick so obsolete Gestalt wie die Wasserfrau – sie heiße Melusine, Undine oder es handele sich um eine namenlose Nixe – im 20. Jahrhundert noch Gegenstand der Literatur wird, so darf man eine besondere Motivation sowie einen besonderen Zugriff erwarten, die dem Erfahrungs- und Reflexionsniveau dieser Zeit entsprechen.
Aus dem Bereich des Theaters wird das Drama Yvan Golls vorgeführt, das in vielen Hinsichten eine radikale Umkehrung der altüberlieferten Melusinen-Geschichte darstellt und für Leben und Denken des Autors repräsentativ ist. Zum anderen konzentriert sich die Studie auf die vielstimmige Rezeption des Motivs in der Lyrik, in der sich unter den Bedingungen der Moderne – nicht nur im Rahmen der Naturpoesie – ein Interesse an Wasserfrauen und ihrer irritierenden Liebesbegegnung mit der Menschenwelt bekundet.