Politischer Widerstand auch gegen die von Gott beauftragte Obrigkeit kann legitim sein, wenn diese Obrigkeit ihren Auftrag grob verletzt. Diese Ansicht begann sich seit etwa 1530 unter den Wittenberger Theologen zu verbreiten, wurde aber erst in der hier edierten Schrift in aller Deutlichkeit vor einer breiten Öffentlichkeit artikuliert. Das hier vorgetragene Verständnis der klassischen Stelle aus dem Römerbrief, Kapitel 13, und die damit verbundene Konzeption gegenseitiger Verantwortung der unterschiedlichen Stände innerhalb des Gemeinwesens wurde im Magdeburger Bekenntnis von 1550 rezipiert und wirkte im reformierten Bereich weiter, geriet allerdings im Luthertum später weithin in Vergessenheit. Es ist an der Zeit, diesen Strang theologisch-politischer Reflexion wiederzuentdecken.

[Political Resistance as a Protestant Option. Philipp Melanchthon and Justus Menius: Instruction Concerning Self-Defense (1547)]
Political resistance even against governmental authorities commissioned by God can be legitimate and justified if such an authority flagrantly violates God’s order. Since about 1530, this position spread among the Wittenberg theologians but was articulated first in public in the pamphlet edited here. The specific interpretation of Romans 13 and the concept of the mutual responsibility of different societal “estates” within the community, propagated here, became important for the Magdeburg Confession of 1550 and was later put to use in Calvinist circles, but fell into oblivion among Lutherans. It is time to rediscover this significant element of theological-political reflection.