Deutschland hat heute neun geographische Nachbarn. Und die Bundesrepublik hatte über Jahrzehnte hinweg auch noch einen weiteren, besonderen Nachbarn: die Deutsche Demokratische Republik. Also: neun plus eins. Zwischen den Deutschen und den Nachbarn gab und gibt es nicht nur vielfältige politische, wirtschaftliche und persönliche, sondern auch kulturelle und literarische Kontakte, die ihrerseits historisch gewachsen sind. Diese Wechselbeziehungen waren keineswegs immer konfliktfrei. Im Gegenteil, die Geschichte der nachbarlichen Beziehungen ist fast immer auch eine Geschichte von Spannungen oder gar Kriegen – und auch sie bilden einen wesentlichen Teil der kulturellen Verbindungen, etwa in Form von literarischer Stereotypenbildung. Die wechselvollen literarischen und kulturellen Beziehungen Deutschlands zu seinen Nachbarn waren das Thema der Saarbrücker literaturwissenschaftlichen Ringvorlesung im Sommersemester 2013. In neun plus eins Vorträgen, welche hier schriftlich dokumentiert vorliegen, wurden sowohl im Überblick als auch in repräsentativen Einzelfallanalysen die Wechselbezüge zwischen der eigenen Nation und den sie umgebenden Nationen herausgearbeitet. Das Interesse an dieser Fragestellung gerade im 50. Jahr des Élysée-Vertrags wurde lebhaft dokumentiert durch den außerordentlich großen Zuspruch eines breiten Publikums bei den montagabendlichen Ringvorlesungen im Saarbrücker Rathaus.