Der Merseburger Bischof Thilo von Trotha (1466–1514) gehört zu den schillerndsten Kirchenfürsten seiner Zeit. Die Rabensage ließ ihn weithin bekannt werden: Einst soll der Bischof seinen Ring vermisst haben und trotz gegenteiliger Beteuerung seinen Diener hinrichten haben lassen. Als man den Ring schließlich in einem Rabennest fand, soll der Bischof einen Raben mit goldenem Ring im Schnabel in sein Wappen aufgenommen haben. Ferner sollte stets ein Rabe im Merseburger Schloss gefangen gehalten werden. Die Rabensage bescheinigt dem Merseburger Bischof ein vorschnelles Urteil aber auch entschlossenes Handeln. Die Ausstellung „Thilo von Trotha. Merseburgs legendärer Kirchenfürst“ will sich der realen Person und ihren Leistungen zuwenden. Insbesondere ist Thilo von Trotha als Bauherr des Dom-Schloss- Ensembles zu würdigen. Die Anregungen für sein anspruchsvolles Bauprogramm empfing Thilo von Trotha auf zahlreichen Reisen, u.a. nach Nürnberg, Rom, Breslau und Kopenhagen. Hier wirkte er in enger Verbundenheit mit den wettinischen Kurfürsten und Herzögen sowie dem Magdeburger Erzbischof Ernst von Sachsen. Geschickt beförderte Thilo von Trotha den Kult des heiligen Kaisers Heinrich II., um die Reichsunmittelbarkeit seines kleinen Bistums zu betonen. Als Kanzler der Universität Leipzig umgab er sich mit gelehrten Räten, die ihn bei der wirtschaftlichen und politischen Durchdringung seines Hochstifts berieten. Kurz vor Anbruch der Reformation förderte Thilo von Trotha intensiv die Frömmigkeit in seinem Bistum und hob insbesondere die Heiligen Anna und Maria hervor.