Die Literaturwissenschaft ist seit längerem durch eine Folge zahlreicher sogenannter turns bestimmt, die eine neu sich fassende ›Literaturwissenschaft als Kulturwissenschaft‹ hervorgebracht haben. Die hier versammelten Aufsätze sind Versuche, eine Brücke zwischen der in den letzten Jahrzehnten nachhaltig sich entwickelnden Kulturwissenschaft und einer literarischen Hermeneutik zu bauen; einer Kulturwissenschaft mit der Tendenz zur Literaturwissenschaft, wie sie in der Nachfolge des französischen Philologen und Semiologen Roland Barthes entstanden ist. Kulturwissenschaft beschreibt die materialen und symbolischen Strukturen und Dynamiken in einem sozialen Gebilde, wie zum Beispiel die darin wirksamen Werte, Ordnungen, Rituale und Institutionen. Die hier zusammengestellten Studien stützen ihr theoretisches Konzept auf eine hermeneutische Praxis, welche die Theorie ›beiherspielend‹ vorzeigt. Literatur und die an sie anschließende Literaturwissenschaft sind, so gesehen, als eine Kasuistik von Kulturthemen ansprechbar. Demgemäß ist der vorliegende Band unter der Hand auch ein Versuch, eine methodische Wende in der Literaturwissenschaft zu markieren; in einer Literaturwissenschaft, die auf zwei Probleme zugespitzt wird: die Wahrnehmungsthematik als Szenario von Mimesis und die Erwerbung eines erweiterten Textbegriffs. Die Aufsätze in diesem Band, die in der Zeit von 1979 bis 2012, also im Laufe von über dreißig Jahren, entstanden sind, ziehen die Bilanz einer ereignisreichen methodischen Entwicklung der Literaturwissenschaft, die sich neue Wirkungsfelder und Fragestellungen erwirbt.