Die Versöhnungsmesse in Kreisau am 12. November 1989 mit Beteiligung des deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl und des polnischen Premierministers Tadeusz Mazowiecki gilt, neben dem Kniefall von Willy Brandt, als Symbol einer neuen Ära in den deutsch-polnischen Beziehungen. Als Ikone der deutsch-französischen Verständigung ging der sog. Händedruck von Verdun in das kollektive Gedächtnis beider Gesellschaften ein, als am 22. September 1984 der französische Staatspräsident François Mitterrand und Bundeskanzler Kohl gemeinsam der Toten beider Weltkriege gedachten.

Der Prozess der deutsch-französischen Verständigung wird oft als Vorbild für die deutsch-polnischen Beziehungen dargestellt, obwohl er sich aus einem völlig anderen historischen Kontext ergab und Folge der europäischen Integrationsbestrebungen als Mittel zur Verhinderung von Kriegen war. Bevor es jedoch zu den großen symbolischen Versöhnungsakten kam, haben sich zahlreiche Persönlichkeiten – wie z.B. Jean du Rivau, Alfred Grosser, Marion Gräfin Dönhoff, Freya von Moltke, Jan Józef Lipski oder Wladyslaw Bartoszewski – für den schwierigen Weg der Annäherung engagiert.

Die in diesem Band präsentierten Beiträge sind größtenteils Früchte einer im November 2009 anlässlich des 20. Jahrestages der Versöhnungsmesse von der Stiftung „Kreisau“ für Europäische Verständigung organisierten Konferenz. Die Autoren setzen sich mit verschiedenen Facetten der deutsch-französischen und deutsch-polnischen Beziehungen auseinander. Ferner analysieren sie bi- und trinationale Erinnerungsorte sowie ihre Wirkung auf das kollektive Gedächtnis der jeweiligen Gesellschaften.