Die lange wenig beachtete Chronica von Johannes Carion von 1532, an deren Abfassung und Überarbeitung der Reformator Philipp Melanchthon nicht unmaßgeblich beteiligt war, zählte im 16. Jahrhundert zu den "Bestsellern" der volkssprachlichen Historiographie. Das Werk nahm eine Mittlerfunktion zwischen dem Mittelalter und der frühen Neuzeit ein, wie aufgrund der Analyse der Quellen wie auch seiner Rezeption gezeigt werden kann. Die Popularität der Carionschronik erklärt sich nicht zuletzt dadurch, dass ihre Verfasser dem Leser eine Orientierung für seine aus den Fugen geratene Gegenwart an die Hand zu geben versuchten und dazu auf ihm vertraute Geschichts- und Weltdeutungskonzeptionen des Mittelalters zurückgriffen.