Überwältigende Leistungen in Wissenschaft und Technik lassen die Vernunft begreifen als 'Erfinderin und Lenkerin aller freien Künste, der Medizin, der Rechtswissenschaft und alles dessen, was in diesem Leben an Weisheit, Macht, Tüchtigkeit und Herrlichkeit von Menschen besessen wird.' Martin Luther schätzt die Vernunft, wenn es um weltliche Belange geht. Allerdings bedarf es der kritischen Besinnung auf Möglichkeiten und Grenzen der Vernunft. In diesem Zusammenhang ist das Verhältnis zwischen Glauben und Vernunft zu (er)klären. Der Glaube führt zur Reflexion auf die Grenzen der Vernunft. Von Luther ist zu lernen, dass die Vernunft mit all ihrem Vermögen der Erkenntnis der biblischen Wahrheit zu dienen hat und die Unterscheidung von Glaube und Vernunft beidem zugute kommt: der rechten Gotteserkenntnis und Selbsterkenntnis ebenso wie der weltlichen Verantwortung. Dieses Buch zeigt auf, wie der durch die Aufklärung geprägte Vernunftbegriff mit dem Glauben in ein sinnvolles Verhältnis gesetzt werden.