Während die Forschungslage zum Opferwerdungs-Risiko Jugendlicher und junger Erwachsener bereits relativ weit entwickelt ist, befindet sich die (quantitative) empirische Forschung zu den Kriminalitätserfahrungen älterer Menschen derzeit noch in ihren Anfängen. Dass die Anliegen und Probleme dieser heterogenen Gruppe erst in jüngster Zeit stärker in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt sind, erstaunt, wird doch vom Ausdruck der 'demografischen Alterung' in der Politik und den Medien allenthalben Gebrauch gemacht und auf die negativen Auswirkungen dieser Entwicklung hingewiesen. Möglicherweise zu Unrecht wird die Kriminalitätsbelastung älterer Menschen (auch medial) vielfach beschönigend auf Fälle von Handtaschendiebstahl und des bekannten Enkeltrickbetrugs reduziert. Mit der vorliegenden Arbeit möchte der Autor der Behebung dieses Forschungsdefizits Vorschub und einen Beitrag dazu leisten, empirisch mehr über die Kriminalitätserfahrungen von Senioren und Seniorinnen als Opfern herauszufinden. Als Instrument hierzu dient ihm eine umfangreiche österreichweite quantitative Befragung der über 60-jährigen Wohnbevölkerung. Die Auswertungen umfassen sowohl das subjektive Erleben der Kriminalität (Kriminalitätsfurcht) als auch objektive Opferwerdungserfahrungen (Viktimisierung). Bezüglich dieses zweiten Bereichs wird - nebst den 'klassischen' Kriminalitätsformen - das Augenmerk speziell auf jene Deliktsbereiche gerichtet, für welche ältere Menschen als besonders 'geeignete' Ziele gelten (z.B. Betrugsdelikte). Ebenfalls wird auf sich im Graubereich des Strafbaren bewegende Delikte (z.B. Altersdiskriminierung) eingegangen und auf solche, die überwiegend im Rahmen naher sozialer Beziehungen begangen werden (Missbrauch und Vernachlässigung) und deren valide Erfassbarkeit dadurch erschwert ist.