Im Zentrum der Studie steht die Entwicklung eines Modells historisch-politischer Bildung, das auf einen lernpsychologischen Wissensbegriff zurückgreift und dabei unter Wissen die Aufnahme von Informationen, deren kognitive Verarbeitung und Speicherung sowie deren Anwendung und Nutzung versteht. Die künstliche Trennung von „Wissen“ und „Kompetenzen“, wie sie in den gängigen historischen und politischen Kompetenzmodellen erfolgt, wird damit aufgehoben. Neben inhaltlichen Aspekten finden subjektive Faktoren in Lernprozessen verstärkt Berücksichtigung, wodurch sich historisch-politische Bildung zur historisch-politischen Sinnbildung wandelt. Eine entscheidende Rolle kommt dabei der Verbindung von „Objekt-“ und „Subjektebene“ sowie der „Selbstreflexion“ zu. Die Lernenden werden befähigt, sich ihrer Sozialisation bewusst zu werden und im sozialen Diskurs ihr Verständnis von Geschichte und Politik als Konstruktion immer wieder zu hinterfragen. Historisch-politische Sinnbildung modifiziert den widersprüchlichen Begriff der „Mündigkeit“ und überführt das oftmals durch Indoktrination und Manipulation geprägte Verhältnis von Geschichte und politischer Bildung in eine fruchtbare „Liaison“. Die theoretischen und methodischen Überlegungen werden schließlich an einem Praxisbeispiel erprobt.