Die Diskussion um die staatliche Förderung öffentlicher Erziehung, Bildung und Betreuung von Kindern ist ein politischer Dauerbrenner. Begleitet werden diese Auseinandersetzungen durch die Neuausrichtung vom vorsorgenden Sozialstaat hin zum Sozialinvestitionsstaat. Nicole Klinkhammer rekonstruiert und analysiert Entwürfe von Kindheit in Parlamentsdebatten über Bildungs- und Betreuungsreformen seit den späten 90er-Jahren und zeigt Kontinuität und Wandel im politischen Diskurs: Kindertageseinrichtungen und Ganztagsschulen werden als Orte außerfamiliärer Bildung und Betreuung kaum noch hinterfragt. Die Familie hat in ihrer Bildungs- und Erziehungsverantwortung zwar nicht an Bedeutung eingebüßt, sie hat mit sich wandelnden Fürsorge- und Geschlechterarrangements aber einen veränderten Aufgabenbereich erhalten. Und auch den Kindern selbst kommt mehr und mehr Eigenverantwortung bei der erfolgreichen Gestaltung ihrer Bildungsprozesse zu. So hat sich im politischen Diskurs über die Jahre ein Konzept durchgesetzt, in dem Familie, Kindertagesbetreuung und Schule auf je eigene Weise in die Verantwortung zieht. All diese Entwicklungen wurden mit der Intention der Chancengleichheit für Kinder vorangetrieben – und verschärfen dabei jedoch Ungleichheit.