Seit Mitte des 19. Jahrhunderts steht Heinrich von Kleist als einer der Klassiker im Zentrum des Literaturkanons. Während historisch-kritische Werkeditionen die Kleist-Forschung bis heute beschäftigen, blieben die jahrzehntelang für das Bürgertum herausgegebenen Volks-Klassikerausgaben in ansprechender äußerer Gestaltung und zu geringem Preis weitgehend unbeachtet. Als Massenware verschmäht, wurden sie selten bibliografisch verzeichnet und nirgendwo gesammelt, ihre Menge war gänzlich unbekannt.

Anhand einer großen Sammlung dieser Klassikerausgaben, die jetzt dem Kleist-Museum in Frankfurt (Oder) gehört, wird dieses wichtige Kapitel der bürgerlichen Kleist-Rezeption dargestellt. Die Volksausgaben von 1867 bis 1911, z. T. bis 1930, werden untersucht, die Kleists wachsende Bedeutung im sich formierenden Literaturkanon dokumentieren. Ausgehend von der Neuordnung des Urheberrechts geraten dabei insbesondere Buchproduktion und Buchhandel sowie die Kanonbildung in den Blick, die beim Erfolg der Klassikerausgaben für das breite Publikum eine wesentliche Rolle spielen.