Die Haltungsbedingungen von Nutztieren werden in der Öffentlichkeit überwiegend kritisch begleitet und diskutiert. Die öffentliche Meinung weitet sich auf Begriffe wie „industrialisierte Haltung“ oder „nicht artgerecht“ aus, ohne jedoch klare Kriterien zu benennen.
Auch Equiden gehören zu den Nutztieren, auch wenn sie während ihrer Nutzung zu hohen Anteilen im privaten Umfeld gehalten werden. Es sollte erwartet werden können, dass sich somit die Haltungsbedingungen dieser Tiere grundlegend von denen der rein nutztierbezogenen Tiergattungen wie Schwein oder Rind unterscheiden.
Seit seiner Domestikation vor ca. 6000 Jahren beeinflusste das Pferd die kulturelle Entwicklung des Menschen (ANONYM 1997; OESER 2007). Es lieferte Fleisch, Leder und Milch, war Fortbewegungsmittel, arbeitete als Helfer in der Landwirtschaft und wurde in den Armeen eingesetzt (OESER 2007).
Durch die einsetzende Technisierung und Motorisierung in Mitteleuropa Ende des 19. Jahrhunderts verringerte sich schrittweise die Bedeutung der Pferde im Alltag. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges verlor das Pferd auch seine Bedeutung für das Militär. Die Motorisierung des Personen- und Güterverkehrs und der Landwirtschaft setzte ein und verdrängte das Pferd (ANONYM 1997; KRÄUSSLICH 1997; ENDENBURG 1999; OESER 2007).
Betrug der Pferdebestand in Deutschland im Jahre 1910 noch 4,35 Millionen Tiere, wurden im Jahre 1950 1,5 Millionen Pferde gezählt (HENNIG 2005). Im Jahre 1970 gab es in Deutschland nur noch 250.000 Pferde (PIOTROWSKI 1992; KRÄUSSLICH 1997; GEPP 2009).
Zunehmender Wohlstand ermöglichte dann auch breiten Schichten der Bevölkerung das Reiten (ROBINSON 1999; OESER 2007; GEPP 2009) und die Entwicklung des Pferdesports in seinen verschiedenen Ausprägungen in Deutschland, auch die steigende Zahl der Freizeitpferde, führten dazu, dass die Anzahl der Pferde in Mitteleuropa wieder anstieg (HENNIG 2005; ISENBÜGEL 2002). Um die Jahrtausendwende wurde der Pferdebestand in Deutschland wieder auf über eine Million Tiere geschätzt (ANONYM 2001; HENNIG 2005). In Deutschland entwickelte sich das Pferd innerhalb weniger Jahrzehnte vom Arbeitstier zum Freizeitbegleiter und Sportpartner (BEICHLE und PETERMANN 1999; ENDENBURG 1999; HENNIG 2005; ROSSDALE 1999; ISENBÜGEL 2002; GEPP 2009). Durch diesen Beziehungs- und Bedeutungswandel muss Wissen im Umgang mit und in der Haltung von Pferden nicht grundsätzlich gegeben sein (ROSSDALE 1999; ISENBÜGEL 2002; ANONYM 2001). Es kann zu Fehlern bei Haltung, Fütterung und Nutzung kommen (ENDENBURG 1999; ISENBÜGEL 2002; ZEITLER-FEICHT 2008).
Nach ISENBÜGEL (2002) werden vorhandene Vorgaben und wissenschaftliche Erkenntnisse aus betriebstechnischen, ökonomischen oder nutzungsbedingten Gründen bzw. historischer Gewohnheit nur zu geringen Anteilen in der Praxis umgesetzt.
Ziel dieser Studie war die Erstellung eines Status quo der Haltung, Nutzung und Fütterung von Pferden in einer Region Westdeutschlands und ein Vergleich der erfassten Daten mit Angaben aus der vorliegenden Literatur, dies unter besonderer Berücksichtigung des Aspektes des Tierwohlbefindens.
Zu diesem Zwecke wurden Daten zu 1580 Pferden auf 83 Betrieben erhoben und unter Beachtung des Studienziels ausgewertet.