Es handelt sich bei diesem Band um eine Fallstudie, die in den Überschneidungsbereich der Organisations- und Risikosoziologie gehört. Exemplarisch wird an dem Schiffsunglück des Kreuzfahrtschiffs Costa Concordia ein Zusammenhang zwischen beiden Forschungsgebieten hergestellt, indem empirisch belegt wird, dass sich an Bord eine Kultur der Regelabweichung entfaltet hat. Auf Basis systemtheoretischer Elemente und durch die Identifikation von Normenbrüchen werden informelle Praktiken rekonstruiert, die auf zentrale Zweckkonflikte schließen lassen. Anhand der Analyse vielfältigen Datenmaterials wird gezeigt, dass die Verantwortung für die Havarie nicht allein auf den Kapitän übertragen werden kann, da das Schiffsunglück durch die Verkopplung informal geduldeter Normabweichungen verursacht wurde. Insgesamt bringt die Fallrekonstruktion spannende Erkenntnisse für Studien zu Informalitäten hervor und liefert Anregungen für zukünftige Forschungen in der Organisations- und Rechtssoziologie.