Lessing war nicht schwärmerisch veranlagt, viele Beispiele ließen sich gerade für die Zweifel und Reserven des Autors gegenüber der Naturschwärmerei finden, der einschlägige Enthusiasmus eines Klopstock oder Goethe lag ihm fern.
Ganz ignorieren konnte und wollte aber auch Lessing die schöne Natur nicht, und so verwendet er in den vielen von ihm gepflegten literarischen Gattungen auch Bilder von Gärten und Parks, von Fauna und Flora. Daß dabei die Natur nicht Selbstzweck und der Garten nicht immer nur Idylle ist, sondern beide zumeist den Hintergrund für intellektuelle Fragen abgeben, darf sicher ganz allgemein behauptet werden. Die einschlägigen Texte stellt das Buch 'Lessing und der Garten' zusammen, angeregt von Erich Unglaub, eingeleitet und zusammengestellt von Helmut Berthold, und erschienen aus Anlaß der Eröffnung des Wolfenbütteler Gärtnermuseums im Oktober 2014.
Es ist eine Art 'Coffee Table Book', mit zahlreichen Abbildungen aus allen Epochen der Kunstgeschichte, höchst originell und liebevoll von der Augsburger Graphikerin Christine Maier gestaltet. Vielleicht liegt auch in der Buntheit und Willkür der Textzusammenstellung ein gewisser Reiz, mindestens bietet sie auch entlegenen und wenig bekannten Lessingtexten Platz. In den Rubriken 'Garten und Gärtner', 'Paradies', 'Blumen, Bäume, Flora allgemein' und 'Fauna' folgt die Sammlung jeweils der Chronologie von Lessings Texten, manche aus den frühen anakreontischen Gedichten, viele aus Lessings Korrespondenz, andere wieder aus den lakonischen, gar nicht zur Veröffentlichung bestimmten Notizen des Autors. Das Buch wird gemeinsam mit dem Gärtnermuseum Wolfenbüttel herausgegeben und ist außer in der Lessing-Akademie auch in den örtlichen Buchhandlungen erhältlich.