Die vorliegende Arbeit demonstriert in vergleichender Perspektive die Bedeutung vormoderner bzw. irrationeller Werte (Fluch, Aberglaube, Mythen, Hexen und Naturheiler versus Arzt, Fetischismus) bei der drohenden Erfahrung des globalisierenden Prozesses der Modernisierung bei Theodor Fontane und schwarzafrikanischen Dichtern der Neuzeit. Sie bringen Lösungen, wo die Errungenschaften der zivilisatorischen Moderne allein nicht wirken können. Beide Literaturen beanspruchen deshalb den Vorrang dieser irrationalen Werte in einer zivilisationsgeschichtlichen Welt, in der metaphysische Probleme den rationalen Verstand herausfordern. Im afrikanischen kulturellen Kontext erfreuen sich diese Werte großer Achtung, sind in der deutschen Kultur am Beispiel von Fontanes Literatur aber nur peripher. Eine afrozentrische Lektüre von Fontanes Literatur, in der diese Werte in einer stark entzauberten säkularisierten Welt von der deutschen Literaturwissenschaft öfters nur als Refugium des vergangenen Zaubers berücksichtigt werden, ermöglicht dem Verfasser im kontrastiven Verfahren, diesen Werten im deutschen Kulturraum ihren würdigen Stellenwert zu gewähren. Die Arbeit zeigt somit die Bedeutung solcher kultureller Aspekte in Fontanes Literatur auf, die aus der Perspektive der deutschen nationalen Philologie allein nicht aufgedeckt werden könnten.