In der Zeit um 1600 unternahmen die aufsteigenden Seemächte England und Niederlande Expeditionen in ferne Gewässer der Arktis und der Südsee oder versuchten, die Welt via Magellanstrasse zu umsegeln. Meer und Schiff wurden dabei zu Kontaktzonen wie auch zu Orten der Imagination und der Wissensproduktion. Die Explorationsfahrten der europäischen Seemächte um 1600 brachten eine Fülle an Texten, Bildern und kartografischen Werken hervor, in welchen Erlebnis und Wahrnehmung der besegelten Gebieten sowie Vorstellungen darüber verarbeitet wurden. In ihrem Buch stellt die Autorin die These auf, dass dabei nicht nur terrestrische und insulare Zielpunkte der Reisen festgehalten und verzeichnet wurden, sondern insbesondere auch neue maritime Räume mit ihren ihnen je eigenen Qualitäten Aufnahme in den Imaginationsschatz und das zeitgenössische Wissenskorpus fanden. Im Kontext kolonialer Konkurrenzen zwischen bestehenden und neu aufsteigenden Seemächten entstanden wirkungsmächtige maritime Bedeutungsräume – sea spots –, über die Ansprüche, Identität, Ängste und Macht debattiert und ausgehandelt wurden. Die Autorin verhandelt die See als differenzierten, mosaikartigen Raum, der aus einem Punkte-Raster (tatsächlicher wie auch imaginierter und projizierter) imperialer Präsenz bestand, und verdeutlicht damit die Wichtigkeit maritimer Räume im Kontext des frühneuzeitlichen Expansionsgeschehens.