Die Interregion Bayern/Böhmen, der Raum zwischen Nürnberg und Prag, ist durch eine nahezu 1500jährige Nachbarschaft von Deutschen und Tschechen geprägt, die über – mehr oder weniger durchlässige – politische, sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg zu vielfältigen Wechselwirkungen in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen geführt hat. Anlässlich bildungspolitischer Innovationen in der tschechischen Germanistik, die Bayern zum Gegenstand interdisziplinärer Lehr- und Forschungskonzepte machen, vereint der vorliegende Band Beiträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universitäten Regensburg und Pilsen, die Schlaglichter auf aktuelle Forschungsfelder der germanistischen und bohemistischen Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaft sowie der Geschichts-, Bildungs- und Politikwissenschaft mit Bayern/Böhmen-Bezug werfen.

Slawische Interferenzen in der Toponymie Nordbayerns, bairisches Lehngut in den südböhmischen Varietäten des Tschechischen, Spuren der böhmischen Nachbarschaft in der Phraseologie der bairischen Mundarten, Sprachvarietäten und -einstellungen der ehemaligen deutschen Minderheit Pilsens, deutsch-tschechische Mehrsprachigkeit im religiösen Schrifttum der Grenzregion, das wandelbare Bild der Tschechen in der ostbayerischen Festspielkultur, literarische Grenzgänger sowie Nachhaltigkeit als Prinzip einer bayerischen Wirtschaftspolitik mit interregionaler Vorbildfunktion – dies sind die Themen, die einen exemplarischen Querschnitt aktueller interdisziplinärer Forschungsperspektiven auf die bayerisch-tschechischen Beziehungen bilden.