Zu Neujahr 1457 verfasst der Priester Heinrich Kötzler aus Gerolzhofen eine als ‚Epistel‘ deklarierte spirituelle Unterweisung für die Mitglieder seiner geistlichen Laienbruderschaft. Sie ist – bislang weitgehend unbeachtet – in der spätmittelalterlichen Eckhart-Handschrift Brs1 überliefert. Die Studie stellt diesen ‚übersehenen Autor‘ Heinrich Kötzler und seine weiteren, vielfältigen literarischen Zeugnisse erstmals vor. Seine Schriften werden dokumentiert und auf ihren literarischen und spirituellen Gehalt sowie ihre medialen Bedingungen hin untersucht. Autor und Werk können so in die volkssprachliche geistliche Literatur und den historischen Diskurs der Zeit eingeordnet und ihr Anteil am „Mündigkeitsprozess der deutschsprachigen Welt“ (K. Ruh) aufgezeigt werden.