Im vorliegenden Band behandelt der Autor die pleistozäne Verbreitungsdynamik borealer Libellenarten in der Paläarktis. Hierzu werden paläontologische, autökologische und ausbreitungsdynamische Erkenntnisse sowie Ergebnisse der Pleistozänforschung in einer Synthese zu Modellen pleistozäner Arealbildungsprozesse vereinigt. Soweit mit diesen Methoden möglich, werden Artbildungsprozesse der Libellen dargestellt. Der Autor zeigt, dass der Klimawechsel, verbunden mit der Veränderung ganzer Landschaften, wohl ein Auslöser evolutionärer Prozesse in einigen Libellentaxa gewesen ist. Bei den aufgeführten Artbeispielen werden zwei Gruppen unterschieden: Arten, die starke Anpassungen an kalte Umweltbedingungen zeigen sowie Arten, die ein breites Temperaturspektrum tolerieren. Innerhalb dieser beiden Gruppen konnte er weitere Unterscheidungen vornehmen: • Zirkumsubarktische und zirkumtundrale Arten „Permafrostbodenarten“ • Rezent boreomontan verbreitete Arten • Stenotope Arten mit borealer Verbreitung • Rezent transpaläarktisch-boreomontan verbreitete Arten • Ostpaläarktische Kaltzeitwanderer, disjunkte Areale sibirischer Arten • Spätglaziale Gletscherrandwanderer • Westpaläarktische Arten • Arten mit west- bis zentralpaläarktischer Verbreitung • Arten mit transpaläarktischer Verbreitung und ohne Unterarten • West- und ostpaläarktische Schwesternarten oder Unterarten • Fließwasserarten Verbreitungsgebiete und Arealgeschichten für jede dieser Gruppen werden für typische Arten ausführlich beschrieben und anhand von rezenten und in einigen Fällen hypothetischen kaltzeitlichen Arealkarten charakterisiert. Für verschiedene Regionen der Paläarktis werden Faunen vorgestellt, die noch einen mehr oder minder großen Anteil von kaltzeitlichen Faunenelementen beinhalten. Die Abhandlung richtet sich nicht nur an Entomologen und Odonatologen. Auch für Wissenschaftler, deren besonderes Interesse der jüngeren Paläogeografie, der Zoogeografie oder klimatisch bedingter evolutiver Prozesse gilt, ist dieser Band relevant. Die hier vorgestellten Ergebnisse sind auch für den Artenschutz von eminenter Bedeutung, befinden wir uns doch gerade in einer Zeit dynamischer Klimaveränderung.