Das poetische Buch „Hier, in Ferne“ von Jovica Letić, welches in einem Zeitraum von 30 Jahren entstand, hat eine ernste Note und die Sammlung der lyrischen Werke ist in ihrer Struktur sehr vielfältig und ebenso abwechslungsreich in ihrem motivisch-thematischen Rahmen. Auch wenn Letić im flachen Pelagićevo geboren wurde, aber heute am Fuße der österreichischen Alpen lebt, ist seine Poesie in keiner Weise als weinerliche Nostalgie an die Geburtsstätte und an das verlassene Leben zu sehen, sondern eine ernsthafte Überlegung des menschlichen Schicksals ganz unabhängig von Raum und Zeit. In Anbetracht der Schreibweise kennt Letićs Poesie sowohl Versformen, Strophen als auch Gedichte in Prosa, welche frei von jeder Form der Versifikation sind. Der Gedichtband wird durch das titelgebende Gedicht in Prosa eröffnet, welches fast schon autopoetisch den Zeiten der dichterischen Sehnsucht nach den Sternen, den Zeiten als das Schreiben und das Lesen noch mehr Bedeutung als das Streben nach den materiellen Aspekten des Lebens hatte, nachtrauert. Bevor der Versuch gewagt wird, über die grundlegenden Motive dieser Lyrik zu sprechen, welches sich nicht als einfach erwies, muss man zumindest oberflächlich die Gedichte in einige Themengruppen unterteilen. Vorrangig handelt es sich um Liebesgedichte, durch die es möglich wird einen kompletten Liebesroman herauszulesen, welcher sowohl einer Frau als auch der Liebe im Allgemeinen gewidmet ist. Letićs Liebespoesie enthält weder weinerlich-sentimentale Noten noch Pathetik oder leere Liebesbekundungen. Alles ist konkretisiert- die erste Begegnung, irgendwo im Durchlauf zwischen den Welten, das Wachsen dieser Liebe, bis zum Resümee im Gedicht „Im Zeitlosen“.

Wir passierten einander /in dem Augenblick als sich das Leben /rein und vollendet zeigte/außerhalb der trügerischen Zeit/ im Zeitlosen/an einem Ort wo sich /Geborenwerden und Vergehen vereinen/wo ewig/zerstört der zaghafte Mythos/der Vergänglichkeit.