Als in den 1950er Jahren die Studierendenzahlen zu steigen begannen, erklärte die Professorengeneration der Jahrgänge 1886–1910 die später sogenannte Bildungsexpansion zur "universitären Krise": Universitäre Abschlüsse sollten einer Elite vorbehalten, die "Masse" abgewehrt werden. Da sich die Studierendenanzahl in den Geisteswissenschaften dennoch vervierfachte, versuchten die Professoren, zumindest ihre eigene Gruppe möglichst klein zu halten. Neue Hierarchien wurden eingeführt, neue Abschlüsse eingezogen und große Teile der Forschung und Lehre auf den Mittelbau verschoben, der kurzfristig ausgebaut wurde. Erst als Studierende und verschiedene Hochschulreformer sich die Krisenrhetorik aneigneten und öffentlich gegen die unzureichenden universitären Ausbildungskapazitäten, Demokratisierungsdefizite und staatliche Finanzierungsengpässe protestierten, bahnte sich ein Wandel an.


Mit institutionsgeschichtlichen, kollektivbiographischen und diskursanalytischen Methoden untersucht Christa Klein exemplarisch die Spannungsverhältnisse zwischen institutionellen und repräsentativen Entwicklungen der Philosophischen Fakultät Freiburg 1945–67. Universitätsgeschichte jenseits der Jubiläumsrhetorik, so zeigt sich hier, ist ein "missing link" zwischen Wissenschafts- und Gesellschaftsgeschichte.