Erschöpfung ist mehr als nur ein persönlicher physischer oder psychischer Zustand. Sie scheint zu den wirkmächtigsten Signaturen unserer Zeit zu gehören. ›Erschöpfung‹ indiziert Endlichkeit. Doch im deutschen Wort ›Erschöpfung‹ ist auch ›Schöpfung‹ enthalten. Insbesondere die Phantasie kann angesichts der Erschöpfung schöpferisch werden – sei es, weil sie unreglementiert und frei von instrumentellen Zwecken mit sich selbst verhandelt oder weil das Ende von Ressourcen sie zu Innovation und Kreativität zwingt. In diesem Heft werden evolutionsbiologische und gesellschaftliche, psychologische, ästhetische und künstlerische Dimensionen der Erschöpfung analysiert und auf ihre möglichen Interdependenzen hin befragt.

Gasteditoren: Georges Felten ist Oberassistent am Deutschen Seminar der Universität Zürich. Edgar Pankow ist Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Frankfurt am Main. Veronika Sellier war bis September 2014 Leiterin des L’arc (Littérature et atelier de réflexion contemporaine), in Romainmôtier, einer Institution des Migros-Kulturprozent.