Die jüngste Realismus-Forschung fokussiert selbstreferenzielle Tendenzen des spätrealistischen Erzählens. Wilhelm Raabes Erzählen zeugt jedoch sowohl von einer immanenten Radikalisierung des Realismus als auch von dessen Zeitlichkeit.Die vorliegende Monographie widmet sich aus erzähltheoretischer, zeit- und bildphilosophischer Perspektive der Aporetik des Erzählens. Ausgehend von der Epoche des Realismus und anhand einzelner später Erzählungen Wilhelm Raabes wird aufgezeigt, dass das spätrealistische Erzählen gleichermaßen selbst- und fremdreferenziell ist. Raabes narrativ inszenierte Bilddiskurse kultivieren unter der Oberfläche des realistischen Erzählens einen Anti-Realismus. Beim Versuch, erzählend das Erzählen darzustellen, wird die Zeit als irreduzibler Rest des Erzählens anschaulich. Raabes späte Erzählungen werden paradoxerweise zu Bildern der (undarstellbaren) Zeit.