Thema dieser Studie ist das Schauhungern als Möglichkeitsraum literarischer Selbstreflexion. Die Provokation des ausgestellten Körpers, der die spannungsreichen Momente der Inszenierung, der Abwesenheit und der Präsenz trianguliert, haben so unterschiedliche Texte wie Gerstenbergs Ugolino, Moritz’ Anton Reiser, Goethes Wahlverwandtschaften, Büchners Woyzeck, Kafkas Hungerkünstler oder Ulrike Draesners Mitgift zum Anlass genommen, sich selbst als bedeutungsstiftende Praktiken zu reflektieren, deren produktive Fülle in einem Entzogenen gründet. Vom Pathos der eigenen Unübersetzbarkeit, den strukturellen Aporien des Zeichens, den sozioökonomischen Fährnissen des literarischen Feldes, der prekären Verwandtschaft von narrativer und anorektischer Semiose bis zur Subversion gängiger Geschlechterordnungen sieht sich das Unternehmen der Literatur dabei in seltener Breite poetologisch befragt.