Was fasziniert Leser an Erzählungen aus der Sicht von Mördern, Gewalttätern oder Kriegsverbrechern? Warum sehen wir Filme an, die uns „in den Kopf des Verbrechers“ entführen? Die Schilderung gesellschaftlich geächteter oder missbilligter Handlungen, Phantasien oder Gedanken ruft Abscheu, Ekel oder Scham auf den Plan. Andererseits aber scheint die Einnahme bösartiger, ekelhafter oder schambesetzter Perspektiven in Literatur, Theater, Kino und Computerspielen jederzeit ein sicherer Weg, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Warum ist das so? Welche diskursiven Formen stehen dafür zur Verfügung? Wie verhalten sich Abwehr und Faszination zueinander? Haben „infame Perspektiven“ eine gesellschaftliche Funktion?

„Infame Perspektiven“ dokumentiert die Ergebnisse des gleichnamigen Projekts, das 2013 in den Uferstudios und in den Sophiensaelen in Berlin stattfand. In Beiträgen von Theatermachern, Autoren, Wissenschaftlern, Kriminalisten und Juristen sowie mit einer Aufzeichnung der künstlerischen Experimente auf DVD werden Möglichkeiten und Grenzen von Performativität und Imagination ausgelotet.