Der Geniegedanke ist Thema aller Jahrhunderte gewesen. Wie aber gestaltet sich die Geniekonzeption in der Postmoderne? Dieser Frage soll am Beispiel der beiden Protagonisten Jean-Baptiste Grenouille und Elias Alder aus den Romanen „Das Parfum“ und „Schlafes Bruder“ nachgegangen werden. Beide sind anders als „gewöhnliche“ Genies – ihre Genialität bleibt weitgehend unentdeckt oder gerät schnell in Vergessenheit. Trotz oder gerade wegen ihrer Spezialbegabung sind sie gesellschaftliche Außenseiter und weisen eine generelle Lebensunfähigkeit auf. In diesem Zusammenhang sind ihr gestörter Bezug zu existentiellen Themen wie Liebe und Tod, Gott und Religion wie auch die ihnen eigene Disposition zu Krankheit und Irrsinn spannende Untersuchungsfelder. Darüber hinaus bietet sich eine Analyse von Analogien zu bekannten Künstler- und Geniedarstellungen der Vergangenheit an, welche in beiden Romanen teilweise spielerisch bis parodistisch desillusioniert werden.