Spontini war in der für ihn neu geschaffenen Position des General-Musik-Direktors der Königlichen Schauspiele in Berlin für zwei Jahrzehnte der erste Musiker Preußens. In der musikalischen Stadtgeschichte wurde Spontini jedoch zur leidigen Randnotiz. Die überkommenden Spontini-Bilder porträtieren in dem Komponisten primär den Verhinderer einer deutschen Oper. Aus dem kulturellen Gedächtnis ist Spontini heute nahezu verschwunden.
Die vorliegende Studie führt die Spontini-Forschung im wahrsten Sinne des Wortes an ihre Quellen zurück. Sie stößt dabei in den Bereich vor, der die Diskurse um Spontini und sein Werk, die Berliner Kultur- und Theatergeschichte und die Debatte um eine deutsche Oper in ihrem zeitlichen Verlauf miteinander synthetisiert. Über die Musik hinausgehende Kontexte und Bedingungszusammenhänge wie die Stadt, das gesellschaftlich-politische Umfeld, das Publikum, die öffentliche Kritik, die Institution und seine Akteure und die Stellung des Komponisten helfen herrschende Ideologeme zu hinterfragen oder zu entkräften. Die Betrachtung bleibt damit nicht ohne Konsequenzen für die bisherige Musikgeschichtsschreibung.