Im Gegensatz zu der noch immer vorherrschenden Meinung schreiben Schriftsteller nicht immer nur in einer Sprache. Das Schreiben in einer anderen Sprache, der Wechsel der Literatursprache durchzieht die Vergangenheit Europas und wird heute nach der teilweisen Überwindung des Nationalismus wieder stärker beachtet. Allerdings ist das Wissen darüber noch bruchstückhaft. Der vorliegende Band stellt Kriterien für die Wahl von Literatursprachen durch mehrsprachige Schriftsteller vor und versucht umgekehrt, aus der Beobachtung der konkreten Entscheidungen, die Autoren getroffen haben, zu erkennen, welches Gewicht sie der Sprachwahl zuweisen – von (fast) rein pragmatischen Entscheidungen bis zu dem tiefen Gefühl, nur in einer Sprache sich wirklich ausdrücken zu können. Solche, vor allem auf der Soziologie der Kommunikation aufbauenden Untersuchen können unter anderem ein bescheidener Beitrag zur Überwindung der Irrtümer des Nationalismus sein.