Ewald A. Boucke (1871–1943) war ein deutscher Germanist, Skandinavist und Schriftsteller, der besonders als Goetheforscher international Anerkennung fand. Nach seiner Promotion unter Friedrich Kluge (1894) emigrierte er in die Vereinigten Staaten. An der Staatsuniversität von Michigan in Ann Arbor lehrte und wirkte er 20 Jahre lang, bis er durch die Umstände des Ersten Weltkriegs seine Professur aufgeben und nach Europa zurückkehren musste. 1921 kam er an
das Germanistische Seminar der Universität Heidelberg, wo er bis zu seiner Pensionierung 1938 neben Friedrich Gundolf und Friedrich Panzer als außerordentlicher Professor neuere deutsche und skandinavische Literatur unterrichtete.
In seiner Freizeit war Boucke schriftstellerisch tätig, veröffentlichte eine Novelle und einen Gedichtband. Seine letzten Lebensjahre wurden vom Ausbruch des Zweiten Weltkriegs überschattet: Zum zweiten Mal musste er erleben – diesmal auf deutscher Seite – wie sich seine beiden Heimatländer im bis dato größten Krieg der Geschichte gegenüberstanden.
Nach seinem Tod vermachte er der Universität Heidelberg sein Haus in bester Lage unterhalb des Philosophenwegs und einen Großteil seines Vermögens zur Gründung einer Stiftung für mittellose Studenten der Musikwissenschaft. Bouckes Leben, Forschung und Werk sind heute nahezu in Vergessenheit geraten – zu unrecht, wie diese Biographie zeigt.