Aus heutiger Sicht mag es erstaunlich sein, dass im theologischen Diskurs und in der frühneuzeitlichen Inquisition Illusionen als zentrales Kennzeichen dämonisch-teuflischer Aktivitäten galten. Ausgehend von dieser Beobachtung erörtern internationale Experten der Dämonologie, Theologie, Philosophie und Wissenschaftsgeschichte wie auch der Komparatistik, Germanistik, Anglistik, Romanistik, Theaterhistoriografie und Kunstgeschichte Wirkungen der dämonischen Konnotation und Konsequenzen für die Semantik von Illusionen in der Kultur-, Literatur- und Kunstgeschichte. Auf diese Weise werden erstmals die zeitgenössischen Argumentationsmuster und Reflexionen des Zusammenhangs von dämonischer und ästhetischer Illusion mit Blick auf die Romania herausgestellt.
Der Band zeigt, wie das in allen Künsten proliferierende Illusionsthema nicht einfach nur als Wirkungselement oder Effekt künstlerischer Techniken zu begreifen ist; vielmehr legen die Analysen die Polyvalenz von Illusionen und das zugrundeliegende dämonische Modell offen. Dass das Erkennen der Ursache von Illusionen ein epistemologisches Problem darstellt, bildet deshalb das strukturbildende, zentrale Element der behandelten zeitgenössischen Texte. Der Band präsentiert zum einen Analysen dämonologischer Schriften wie den Hexenhammer, Jean Weyers Cinq livres de l’imposture et tromperie des diables, des enchantements et sorcelleries und Bodins De la Démonomanie des sorciers, zum anderen neue Perspektiven auf die Werke Ariostos, Bibbienas und Machiavellis sowie auf zentrale Texte von Ignatius von Loyola, Pascal, Corneille und Molière.