Man leidet mit Werther, man bangt mit Tell um seinen Sohn und liebt mit Romeo und Julia. Literatur vermag in besonderem Maße zu emotionalisieren. Gerade literarische Figuren ziehen Leser in ihren Bann – sogar, wenn sie Verbrechen oder Morde begehen. Das Buch von Katharina Bruch geht der Frage nach, mit welchen Mitteln es Autoren gelingt, dass Figuren wie Schillers Christian Wolf (Der Verbrecher aus verlorener Ehre), Theodor Storms John Hansen (Ein Doppelgänger) oder Alfred Döblins Elli Link (Die beiden Freundinnen und ihr Giftmord) den Lesern sympathisch sind, obwohl sie moralisch zu verurteilen wären. Die Erkenntnisse aus der analytischen Untersuchung werden dabei auch empirisch – anhand weiterer Erzähltexte (Heinrich von Kleists Der Findling und Ferdinand von Schirachs Einsam) – überprüft, indem Leser zu deren emotionalen Wirkungen befragt wurden.