Cherang’any ist eine im westlichen Teil Kenias nahe der ugandischen Grenze gesprochene Sprache. Zu Beginn der Kolonialisierung lebten die Sprecher des Cherang’any verstreut in vielen kleinen Gruppen in einem ausgedehnten Gebiet in den Landkreisen Trans-Nzoia und Teilen des Uasin Gishu. Im Jahr 1911 wurde das Land geteilt und an britische Siedler übergeben. Nach der Unabhängigkeit wurde das Land jedoch nicht an die Cherang’any zurückgegeben, sondern von der kenianischen Regierung an Kenianer verkauft, die als „black colonizers" bezeichnet werden.

Die Cherang’any werden zusammen mit den Endo, Almoo, Kiptani und Markweta der Marakwet-Gruppe zugeordnet. Marakwet ist eine Verfälschung des Begriffs Markweta und existierte vor der Kolonialzeit nicht (Moore 1987: 88). Ein Distrikt gleichen Namens wurde während der Kolonialherrschaft gegründet, um das Land und die Bevölkerung leichter kontrollieren zu können. Um sich an das koloniale Verwaltungssystem anzupassen und damit finanzielle Unterstützung erhalten zu können, fing die Bevölkerung an sich selbst Marakwet zu nennen – dies tun sie bis heute.

Die Marakwet gehören zur Gruppe der Kalenjin, die erst durch die Gründung einer Einheitsbewegung Mitte des 20. Jahrhunderts zu einer vereinten und unabhängigen Gemeinschaft wurden. Die Bewegung wurde von einigen wenigen Leuten gegründet, die den Wunsch nach einer größeren ethnischen Gruppe hatten mit dem Ziel Zugang zu Grundbesitz, räumlicher Kontrolle und staatlichen Ressourcen zu erhalten (Lynch 2011: 7). Der Begriff Kalenjin, der „ich erzähle dir" bedeutet, wurde 1940 vom Radiosprecher John J.K. arap Chemallah als Eröffnungswort in seiner Radiosendung benutzt. Schon bald erlangte er Kultstatus und wurde zum Symbol für die Sprachidentität derer, die das Radioprogramm verstehen konnten.

Das vorliegende Wörterbuch wurde für die Cherang’any in Kenia geschrieben. Daher wurde die Orthographie des Cherang’any benutzt, in der Vokalqualität und Töne nicht abgebildet werden. Das Wörterbuch enthält nur einen Teil des Vokabulars und wurde nicht anhand einer Wortliste erstellt, sondern basiert auf Texten. Zusätzliche Einträge wurden von den beiden Mitherausgebern des Wörterbuches eingefügt.

Von der Hauptautorin ist zudem eine Grammatik des Cherang’any in unserem Programm erschienen:
Angelika Mietzner: „Cherang’any – A Kalenjin Language of Kenya“,ISBN 978-3-89645-666-3.

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Cherang’any is a language that is spoken in the Western part of Kenya, close to the Ugandan border. At the beginning of colonialism, the Cherang’any speakers used to live in scattered groups in a vast area in Trans Nzoia and part of Uasin Gishu. Starting from 1911, the land was divided and given to British settlers. By the time of independence, the land was not handed back to the Cherang’any, but was sold by the Kenyan government to Kenyans who are called black colonizers.

Cherang’any is classified as Marakwet. The term Marakwet is a corruption of the term Markweta and was not existing prior to the colonial period (Moore 1987:88). Several communities fall under the Marakwet cluster (Cherang’any, Endo, Almoo, Kiptani and Markweta). During the colonial regime, a Marakwet district was created in order to control the land and people more easily. In order to fit into the colonial administrative system and to benefit from the allowances, the people also started to call themselves Marakwet, and they still do.

Marakwet belongs to the Kalenjin group. The Kalenjin did not exist as a united independent community before the mid-twentieth century, when a movement was initiated to create unity. It was started by a small group of people who had the wish for a larger ethnic group in order to gain access to land properties, control of space and state resources (Lynch 2011: 7). The term Kalenjin, which means “I tell you”, was used 1940 by the radio presenter John J. K. arap Chemallah as the opening words of his radio show, where it soon became iconic for the linguistic identity of those who could easily understand the broadcasted programme.

The dictionary is designed for the Cherang’any people of Kenya. For this reason, the Cherang’any orthography is used, which does not display vowel quality and tone. The dictionary contains only part of the Cherang’any vocabulary and was not designed on the basis of a wordlist, but rather based on texts. Additional entries were made by the two co-editors of the dictionary.