"Welche Rolle spielte das 'Esoterische' für die Selbstsicht der adelig-bürgerlichen
Eliten beim Übergang zur Moderne? Dieser Frage geht
die Studie Martin Otto Brauns mit dem Titel 'An den Wurzeln der
Tugend. Rheinischer Adel und Freimaurerei 1765–1815' nach. Auf
der Grundlage der mythischen Geschichtskonstruktionen von Genealogien
des rheinischen Adels sowie des Geheimbunds der Freimaurerei
zeichnet der Autor die parallel zu den Entwicklungen der
Naturwissenschaften verlaufende Transformation der Vorstellung
vom tugendhaften 'Adel des Blutes' hin zum bürgerlichen 'Adel des
Intellekts' nach. Die Studie kann dabei zeigen, wie der esoterische
Gehalt des frühneuzeitlichen Bildes von Wachstum und Fortschritt
des Familienstammbaums sich um 1800 mehr und mehr auf die Konzepte
'Nation' und 'Volk' im Gesamten ausweitete. Das esoterische
Denken hielt sich auf dieser Grundlage bis in die Moderne und sollte
vorhandene rassische Vorstellungen adlig-bürgerlicher Eliten der
'Sattelzeit' nachhaltig prägen."