Band 3 der Erfurter Schriften widmet sich der aschkenasischen Schrift- und Bildtradition vornehmlich des Hochmittelalters. Er stellt Illuminationen in den Mittelpunkt des Interesses: Illustration, Mikrographie, Ornament und Layout werden im Zusammenhang einer reichen jüdischen Bildtradition und eines pointiert jüdisch-christlichen Diskurses verortet. Bedeutungsmuster und Interpretationsansätze dieser komplexen Wechselrede von Annäherung und Adaptation, Nähe und Distanz, Modulation und Autarkie, Überformung und Übersetzung werden ausdifferenziert und rezeptionsgeschichtlich erweitert: als Übungen im Bilderlesen. Durch die Einbindung von Objekten der jüdischen Zeremonialkultur gelingt eine Erweiterung dieser Lesarten und Interpretationsmodelle unter Maßgabe des inner- wie interreligiösen ikonografischen Kontextes.
Ein schönes Beispiel sind die methodologisch wie gegenstandsbezogen ausgreifenden Analysen zur Erfurter jüdischen Bronzeampel, ihrem Funktions- und Bildkonzept und ihrer Materialität. Im Spannungsfeld zwischen Hochkultur und Kunsthandwerk konturieren sie den kunsthistorisch einzigartigen Platz des kostbaren Kultgerätes im Netz der Auslegungsmöglichkeiten.
Der Tagungsband konstituiert in einem dichten Bezugsfeld von Bild und Text einen mehrdimensional ausgeschrittenen rezeptionsästhetischen Ort.
Er ist damit im wirkungsgeschichtlichen Raum selbst kontextstiftend.