Im November 1945 rief die Stadt Celle ihre Bürgerinnen und Bürger auf, Bericht zu erstatten über Schäden, die sie durch die nationalsozialistische Herrschaft erlitten hatten. Es meldeten sich Betroffene, die ihre Demütigungen und Ausgrenzung, ihre berufliche oder wirtschaftliche Benachteiligung sowie ihre Verfolgung und Haft aus politischen, rassistischen oder religiösen Gründen schilderten: Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten, die das Jahr nicht als Zusammenbruch, sondern als Befreiung erlebten. Die zeitliche Nähe zum Ende des Nationalsozialismus gibt den Berichten eine besondere Aussagekraft, weil sie sich noch nicht auf die Regelungen der Wiedergutmachungsgesetzgebung beziehen.
118 Berichte werden dokumentiert und mit zusätzlichen Quellen, v.a. aus den Wiedergutmachungsverfahren der 1950 Jahren, erläutert. Das Buch ist nicht nur wichtig für die Geschichte Celles im Nationalsozialismus, es hat auch überregionale Bedeutung: Ein derartiger Quellenbestand ist bisher in Deutschland nicht zugänglich gemacht worden. Die Einbeziehung der Wiedergutmachungsverfahren vermittelt einen Eindruck vom Umgang der jungen Bundesrepublik mit dem Nationalsozialismus und seinen Opfern.