Eine Stadt der Lager – das war Jena während des „Dritten Reiches“,
besonders in den letzten Kriegsjahren. Doch obwohl Lager allgegenwärtig
waren, erinnert heute fast nichts mehr an ihre Standorte.
Vielfach wurden sie vergessen. Lager für deutsche Arbeitskräfte,
Wohn- und Arbeitslager für Deutsche mit jüdischem Hintergrund,
vor allem aber Lager für ausländische Kriegsgefangene,
Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge – sie wucherten geradezu empor.
Unübersehbar bestimmten sie das Jenaer Stadtbild, zumindest
in Randlagen, während die ausländischen und deutsch-jüdischen
Insassen aus der Mehrheitsgesellschaft ausgeschlossen wurden.
In elf Fallstudien untersuchen die Autorinnen und Autoren exemplarisch
Standorte und Lagertypen sowie das Schicksal der Bewohner
dieser Behelfsunterkünfte. Sie gehen der Frage nach, unter welchen
Rahmenbedingungen ein regelrechter Mikrokosmos von NSLagern
in Jena entstand. Und welche Rolle staatliche und
kommunale Institutionen wie auch die Jenaer Stiftungsunternehmen
beim Ausbau der Barackenlager spielten. Zudem beleuchten
sie, wie nach 1945 unter juristischen, erinnerungskulturellen und
vergangenheitspolitischen Aspekten mit diesem Kapitel der Jenaer
Stadtgeschichte umgegangen wurde.