Mehr als zwei Jahre nach den „(Auto-)biografischen Werken“ lege ich den dritten und Abschlussband der Opuscula des Ausonius vor.(1) Die Verzögerung hängt damit zusammen, dass immer wieder neue Übersetzungsaufträge und Bitten um Mitarbeit an mich herangetragen wurden.

Der Titel „Spätwerke aus Bordeaux“, der zu einer Zeit festgelegt wurde, in der gerade meine intensivere Beschäftigung mit Ausonius begonnen hatte, lässt sich einerseits damit rechtfertigen, dass zumindest die Briefe 22, 21 und 23–24 an Paulinus (und dessen Antworten) sicher sowie die Endfassungen des Ludus septem sapientum und des Technopägnion (beides möglicherweise ,didaktische‘ Früh- und damit Trierer Werke) sehr wahrscheinlich in die Zeit nach der Rückkehr in die Heimat (388) fallen. Andererseits dient der Band natürlicherweise auch als Sammelbecken für all das, was noch nicht publiziert war (Appendices A, B und C). Würde ich heute alle drei Bände gleichzeitig edieren, fände Appendix A (De rosis nascentibus) einen angemessenen Platz (als Nr. 26) unter den Eclogae; Appendix B (Periochae Homeri), vermutlich gleichfalls ein didaktisches Früh- und damit Trierer Werk, stünde dort, wo es ursprünglich erscheinen sollte (inhaltlich passende Appendix zu den Epitaphia heroum, qui bello Troico interfuerunt), aber aus Platzgründen zurückgestellt werden musste); die ursprünglich von mir gar nicht zur Veröffentlichung vorgesehenen Constitutiones Ausonio quaestore editae (Appendix C), die chronologisch in Ausonius’ Quästur (zwischen 374 und 377) fallen und damit gleichfalls zu den Trierer Werken gehören, würde ich als offizielle juristisch-politische Schrift an die Gratiarum actio ad Gratianum pro consulatu anhängen. Aus heutiger Sicht, d. h. nach (vorläufigem) Abschluss meiner Ausoniusstudien, halte ich übrigens alles Genannte für authentisch, gleichfalls die Oratio consulis Ausonii versibus rhopalicis (bei mir Appendix zu Precationes variae). Die nun einmal für die einzelnen Teile festgelegten Namen (,Schall und Rauch‘) dienen nur als praktische Distinctiva.

Ein (kleiner) Teil dessen, was hier vorgelegt wird, war schon an anderen Stellen publiziert: die Korrespondenz mit Paulinus Nolanus (zusammen mit der Mosella und der Bissula) auf Wunsch von Manfred Fuhrmann in der Tusculum-Ausgabe (seinerzeit Patmos-Verlag, jetzt DeGruyter) 2002 (wovon allerdings wenig unverändert geblieben ist); die beiden Trierer Briefe Nr. 10 an Ursulus und Nr. 13 an Theon als Vorboten und ,Appetitanreger‘ im Kurtrierischen Jahrbuch 2012 bzw. 2014; ferner die Inhaltsangaben der Werke aus Band I und II in Libri pretiosi (Mitteilungen der Bibliophilen Gesellschaft Trier) 2011 bzw. 2013 (anlässlich der Buchvorstellungen in Trier).

Natürlich liegt auch beim vorliegenden Band das Schwergewicht auf einer präzisen, d. h. Sinn, Semantik Stilistik und Wortstellung des Originals bewahrenden Übersetzung (zumeist der ersten deutschen überhaupt) sowie der durchgängigen Kommentierung (im Gegensatz zu Greens willkürlich sporadischer und überknapper), nicht nur mit möglichst vollständiger Bereitstellung der wichtigsten lateinischen und griechischen Vorbilder und Parallelen (auch diese stets in eigener, denselben Prinzipien verpflichteter Übersetzung), sondern auch der zur inhaltlichen Erfassung notwendigen Sprach- und Sachinformationen, die es dem Leser ersparen sollen, umständlich in Handbüchern zu suchen, die er in der Regel ohnehin nicht vorliegen hat (RE, Roscher, Handbuch der Altertumswissenschaft, ThlL, CIL usw.). Allerdings habe ich für unbeantwortbare, somit unsinnige Fragen (z. B. ,War Ausonius Christ?‘) keine Minute verschwendet. Meinem obersten Gebot, der Bequemlichkeit des Lesers, dienen auch die vor Text/Übersetzung stehenden, im Kommentar wiederholten bzw. erweiterten Inhaltsübersichten, die nicht als verbindliche, dem wehrlosen Autor nachträglich aufgezwungene ,Gliederungen‘ zu verstehen sind.

Die ,Chronologie‘ der Werke ist ein unverbindlicher Versuch: Letztlich kann niemand mit Sicherheit sagen, wann (und wo) welches Werk entstanden ist.

Das jetzt für alle drei Bände geltende Literaturverzeichnis berücksichtigt auch das nach Band I/II Erschienene sowie das an entlegenen, mir erst nachträglich bekannt gewordenen Stellen (einschließlich Festschriften, Sammelbänden und anderen Schuttabladeplätzen) Veröffentlichte. Trotzdem stellt es keine Forschungsbibliografie dar, die ich ebenso wie das Produzieren von Sekundärliteratur für Zeitverschwendung halte. Was wir in der gegenwärtigen griechisch- und lateinlosen Zeit brauchen, sind – allenfalls durch Referenztexte begleitete – Übersetzungen und Kommentare.

Für die Durchsicht der Periochae Homeri Iliados et Odyssiae danke ich Prof. Dr. Joachim Latacz (Basel) und Dr. Bernhard Herzhoff (Trier), Letzterem auch für ausführliche Beiträge zu De rosis nascentibus.

(1) Die ‚Frankfurter Allgemeine Zeitung‘ vom 30. Juli 2013 feierte allerdings bereits die ersten beiden Bände überschwänglich als Gesamtwerk (S. 30: „Als die schwäbischen Barbarinnen noch das Tändelspiel beherrschten“).