Mit einer kommentierten, erläuterten und mit Materialien versehenen Edition von Bernhard Setzweins Theaterstück Fremde Stimmen (UA 2005, Burgfestspiele Freudenberg) setzen wir die im vergangenen Jahr gegründete Buchreihe „Bamberger Texte für Bühne und Film“ (BTBF) im University-Press-Verlag der Otto-Friedrich-Universität Bamberg fort. Dieses Projekt dokumentiert einerseits das große Interesse der hiesigen Germanistik an dramatischer Literatur und an der Zusammenarbeit mit Theatern bzw. Theatergruppen sowie andererseits ihre grundsätzliche Disposition, dramatische Literatur medienübergreifend zu konzeptionalisieren.

Die Reihe soll es ermöglichen, thematisch wie ästhetisch relevante dramatische Texte (im weitesten Sinne) einer interessierten Öffentlichkeit von Literatur- und Kulturwissenschaftlern, Film- und Theaterleuten sowie einem möglichst breiten Publikum preiswert zugänglich zu machen und zugleich ein Stück weit zu erschließen. Wenn dadurch die Aufführungs- bzw. Verfilmungschancen der betreffenden Texte verbessert werden könnten, entspräche das durchaus unserer Intention.

Den zweiten Band der Reihe füllt nachfolgend ein Text von beträchtlicher Brisanz, thematisiert er doch Ereignisse und Verhältnisse aus der jüngeren deutschen Geschichte, die internationale Aufmerksamkeit gefunden haben und immer noch finden. Im Zentrum steht der sog. ,Fall Klingenberg‘, ein Exorzismus-Fall mit tragischem Ausgang, der die katholische Kirche erschütterte und im Konflikt zwischen Reformern und Traditionalisten nach dem 2. Vatikanischen Konzil bis heute eine Schlüsselstelle besetzt. Der Autor hat diesen ,unerhörten‘ Vorfall in das gesellschaftspolitische Umfeld des ,deutschen Herbstes‘ von 1977 verlegt, in eine Atmosphäre tiefgreifender Verunsicherung, ja Hysterisierung. Wie öffentliche Institutionen und Medien in dieser Situation ,Krisen-Kommunikation‘ betreiben, ist ein weiterer wichtiger Aspekt des Stückes, das in seiner tiefsten Schicht die Frage disku-tiert, was ,das Böse‘ eigentlich ist, woher es kommt und wodurch es seine Macht gewinnt.