Als grundlegendes Merkmal der menschlichen Existenz bezeichnet Tzvetan Todorov das unaufhebbare Angewiesensein des Subjekts auf Anerkennung durch andere. Alle Weltanschauungen bedürfen eines Anderen, auch solche, die scheinbar auf absolute Autonomie und Souveränität begründet sind – nicht einmal die bis ans Äußerste gedachten Entwürfe von Sade und Bataille kommen ohne ihn aus.

Im vorliegenden Buch wird eine Brücke zwischen Philosophie, Literatur und psychoanalytischer Säuglingsforschung geschlagen, die aufzeigt, wie sich Gefühle und Fähigkeiten im Kontakt mit einem Gegenüber herausbilden. Todorov beschreibt die Gefahren, die in einem übermäßigen Drang nach Selbstverwirklichung und Autonomie liegen, und ersetzt die Klage über den Gegensatz zwischen Individuum und Gesellschaft durch einen Entwurf gemeinsamen Lebens, in dem Uneigennützigkeit und persönliche Erfüllung Hand in Hand gehen.