Bei einer Abhängigkeitsstörung handelt es sich um eine schwere, multifaktoriell bedingte und zur Chronifizierung neigende Erkrankung. Die Empfehlungen für substitutionsgestützte Behandlungen bei Opioidabhängigkeit der Schweizerischen Gesellschaft für Suchtmedizin (SSAM) beleuchten vor allem die medizinischen Belange der Substitution. Da es sich aber in der Regel um ein bio-psycho-soziales Problem handelt, muss – im Sinne der ganzheitlichen Betrachtung und Behandlung – der therapeutische Fokus auch auf die psychosozialen Aspekte gelegt werden.
Um eine qualitativ hochstehende Beratung gewährleisten zu können, wurde in den vorliegenden Empfehlungen zum Beratungssetting in Substitutionsbehandlungen das 5-Punkte-Paradigma entwickelt, welches sich im Speziellen auf die psychosoziale Beratung der Patienten konzentriert. Die vorliegenden Empfehlungen definieren die fünf übergeordneten Paradigmen Humanistische Grundhaltung, Recht auf Selbstbestimmung des Patienten, Anerkennung des Akzeptanzparadigmas, Restriktionsfreies Setting und Regelmässiger persönlicher Kontakt mit Vertrauensperson. Berücksichtigt wurden dabei sowohl internationale empirische Untersuchungen wie auch klinische und beraterische Erfahrungen aus dem Arbeitsalltag.