Jean Krämer (1886–1943) war der Atelierchef im Büro von Peter Behrens, in dem auch die Architekten Mies van der Rohe, Walter Gropius und Le Corbusier arbeiteten. Diese Keimzelle der Moderne wird nun mit bisher unbekannten Dokumenten der Tochter Jean Krämers umfassend beleuchtet. Auch Krämers umfangreiches eigenständiges Werk ist ein bedeutendes Zeugnis der Entwicklungsgeschichte der Architektur. Krämers Bauten wurden stadtbildprägend im Berlin der 1920er Jahre, wie die „Straßenbahnstadt“ im Wedding und der mittlerweile wieder rekonstruierte Verkehrsturm am Potsdamer Platz. Krämers Architektur ist aus heutiger Perspektive relevant, denn er wollte eine andere, phantasievollere Moderne, die die Vielschichtigkeit der historischen Stadt nicht verleugnet. Er schuf Bauwerke mit einem individuellen Ausdruck, die auf den städtischen Kontext reagieren. Wie Peter Behrens war er ein umfassender Gestalter auch von Möbelentwürfen und Schrifttypen bis zu ganzen städtebaulichen Anlagen. Da er auch dekorative und spielerische Lösungen suchte, die nicht in den Kanon der puristischen Bauhaus-Moderne passten, wurde er von der Architekturgeschichtsschreibung bisher übergangen.

Jean Krämer (1886–1943) was Atelierchef in Peter Behrens’ studio, in which the architects Mies van der Rohe, Walter Gropius and Le Corbusier also worked. This incubator of modernity is now comprehensively illuminated by the hitherto unknown documents of Jean Krämer’s daughter. Krämer’s extensive independent work is also significant within the history of modern architecture. Krämer’s buildings, such as the ‘Streetcar City’ in Wedding and the now reconstructed Traffic Tower on Potsdamer Platz, placed their urbanistic stamp on the Berlin of the 1920s. From today’s perspective, Krämer’s architecture is relevant because he wanted a different, more imaginative modernity that would not disown the city’s multi-layered history. He created buildings with individual expression that could react to their urban context. Like Peter Behrens, he was a comprehensive creator of furniture design and typography, as well as whole urban developments. Since he also sought decorative and playful solutions that did not fit the canon of purist Bauhaus modernity, he has until now been overlooked by the history of architecture.

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