Soziologische
Phantasie
, die erstmals 1963 erschienene deutsche Übersetzung von C. Wright
Mills‘ The Sociological Imagination,
darf zurecht als Meilenstein wissenschaftlich-politischer Debatten in den
Vereinigten Staaten betrachtet werden und zählt auch heute noch zu einer der
wichtigsten Selbstkritiken der Soziologie. Mills schlägt hier einen dritten Weg
zwischen bloßem Empirismus und abgehobener Theorie ein: Er plädiert für eine
kritische Sozialwissenschaft, die sich weder bürokratisch instrumentalisieren
lässt noch selbstverliebt vor sich hin prozessiert, sondern gesellschaftliche
Bedeutung erlangt, indem sie den Zusammenhang von persönlichen Schwierigkeiten
und öffentlichen Problemen erhellt. Eben dies sei Aufgabe und Verheißung einer
Soziologie, die sich viel zu häufig „einer merkwürdigen Lust an der Attitüde
des Unbeteiligten“ hingebe.