Die spätmittelalterliche Nibelungen-Handschrift wurde im frühen 19. Jahrhundert in Mainz (wieder)entdeckt. Sie rückt das Nibelungenlied stärker in den Kontext der Dietrichepik und legt die spätmittelalterliche Rezeption des Stoffkreises um Siegfried und Kriemhild dar. Ihr Ursprung liegt jedoch in Bayerisch-Schwaben: Zahlreiche Spuren führen nach Augsburg, insbesondere zur dort ansässigen Patrizierfamilie Gossembrot und ihrem herausragenden Mitglied Sigmund (1417–1493). Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter und Förderer des deutschen Frühhumanismus und besaß eine umfang-reiche Privatbibliothek, in die sich die Nibelungen- Handschrift plausibel verorten lässt. Weitere Indizien sprechen dafür, dass er zudem Auftraggeber der Handschrift war, deren Entstehung in Augsburg durch den Befund einer hier erstmals vorliegenden Untersuchung ihrer Schreibsprache gestützt wird