Als 1945 das Ende der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft nahte, sah es in der damaligen Obst-, Garnison- und Lazarettstadt Werder kaum anders aus als in zahlreichen anderen deutschen Orten. Auch im Hinblick auf die letzten Tage des II. Weltkrieges schien es um die Stadt nicht besonders gut bestellt zu sein. Sie lag nicht nur unmittelbar am Einkesselungsring, den die Rote Armee um die deutsche Hauptstadt zog, sondern nahe am Treffpunkt zweier Armeekeile. Um Berlin wurde erbittert gekämpft, das nahe Potsdam ist zuerst bombardiert, dann gewaltsam von russischen Truppen eingenommen worden - große Teile der Kunststadt lagen in Trümmern. In Richtung Westen und Südwesten verliefen an Werder vorbei die von Gefechten begleiteten Rückzugsbewegungen deutscher Truppen.
Trotz dieser exponierten Gefährdungssituation kam Werder (Havel) vergleichsweise glimpflich aus dem Krieg heraus. Wie überall war auch hier der Neuanfang nach dem Kriege schwer, im Ergebnis von kleinen Erfolgen und auch Rückschlägen begleitet. Drängende Alltagsprobleme waren zu bewältigen und zugleich mussten erste Weichen für die Zukunft gestellt werden.
Im Heimatverein der Blüten- und Obstbaumetropole ist über viele Jahre hinweg daran gearbeitet worden, den Verlauf jener wenigen Wochen nachzuzeichnen. Die Verfasser des vorliegenden Buches haben mit großem Engagement die heute noch verfügbaren Quellen gesichtet, Behauptungen und Legenden kritisch durchleuchtet und sich um ein realistisches Bild jener ereignisreichen Zeit bemüht. Sie beschränkten sich bis auf einzelne Vor- und Rückgriffe ganz bewusst auf jenen engen Zeitrahmen, der im übertragenen Sinne von fünf vor 12 bis fünf nach 12 reichte.