Puccinis Oper La Fanciulla del West wird in der Rezeptionsgeschichte der italienischen Oper nur wenig beachtet. In der vorliegenden Arbeit geht es, ausgehend von einer Darstellung der Entstehungsgeschichte, um die Themenbereiche Exotismus und musikalische Analyse.
Wesentlicher Bestandteil ist die Untersuchung der musikalischen Motive. Anhand bereits existierender Arbeiten konnte die analytische Aufarbeitung fortgesetzt und weitergeführt werden. Um der Vielfalt der Motivverarbeitung als kompositorisches Element gerecht zu werden, wird vom Verfasser der Begriff der Motiv-Dispersion eingeführt. Mittels der Erweiterung musikwissenschaftlicher Terminologie wird eine gänzlich neue Perspektive auf die Komplexität der musikalischen Anlage der Oper ermöglicht.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Betrachtung der Sologesänge, die aufgrund ihrer Tonartendisposition und verwandtem motivischen Material als zusammenhängend dargestellt werden können. Ergänzend werden auch die Opern aus dem zeitlichen Umfeld der Fanciulla Komposition unter diesen Aspekten untersucht. Mittels dieser Betrachtung kann nachgewiesen werden, dass die, in den meisten Fällen als isoliert betrachtete Ch'ella mi creda - Arie ihren Ursprung im Walzer-Motiv des I. Aktes findet. Zusammen mit den Ges-Dur/es-Moll Teilen des I. - und II. Aktes ergibt sich eine parallele Teleologie. Der hier lancierte Terminus Sukzessiv-Arie beschreibt die Eigenständigkeit dieses Arientypus.
Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit wollen einen neuorientierten Umgang mit der Oper La Fanciulla del West anregen.